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Wie kommt die Jugend zur Kunst?

Wie kommt die Jugend zur Kunst? Rahel Lüchinger ist Vermittlerin bei Murikultur. Aber was heisst das eigentlich, Vermittlung?

September 2023

  • Singisen Forum
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Was bedeutet das, Vermittlung im musealen Bereich?
An sich wäre eine Ausstellung in einem Museum schon Vermittlung. Sie ist öffentlich zugänglich und vermittelt so Kunst, Kultur, Historie und so weiter. Seit 20 bis 30 Jahren schaut man verstärkt darauf, dass auch Kinder und Jugendliche ins Museum kommen – und genau das ist unsere Arbeit: Wir arbeiten speziell mit Schulklassen und Kindergruppen aller Altersstufen und bieten hier Workshops an.

Was passiert in so einem Workshop?
Dazu gehört immer eine interaktive, dialogische Führung. Sie soll den Kindern – sozusagen im Austausch – die Exponate mit verschiedenen Zugängen näherbringen. Dabei wird nicht nur geschaut und gesprochen, sondern auch gezeichnet und geschrieben. Im Atelier wird dann im Anschluss das Erlebte gestalterisch verarbeitet. 

Gestalterisch – was meinen Sie damit?

Immer etwas, was zur Ausstellung passt und eingeht auf das, was die Kinder gesehen haben. Rund um eine Kunstausstellung kann das beispielsweise das eigene Herstellen von Farben wie Eitempera sein. Wichtig ist, dass ein Bezug zur eigentlichen Ausstellung besteht.

Braucht es solche Angebote wirklich?
Absolut! Sie sind wichtig: Viele Menschen haben eine Hemmschwelle, ins Museum und vor allem in Kunstmuseen zu gehen. Kommen sie als Kinder und Jugendliche mit der Schule ins Museum, können wir mittels geleiteter Workshops genau solche Vorurteile abbauen. Kultur ist ein wichtiger Teil unseres Lebens! Sie auf diese Weise näher kennen zu lernen, ist eine Bereicherung, meine ich – vor einem Original zu stehen ist ein spezieller Moment. Und etwas, was die Schule nicht bieten kann.

Eines der Vermittlungsangebote beschäftigt sich mit Caspar Wolf und dem Klimawandel: Ist es tatsächlich nötig, die Kinder auch noch im Museum zu beeinflussen?
Zuallererst: Dieser Workshop richtet sich ausdrücklich an ältere Kinder und Jugendliche. Und nein, wir wollen sie nicht beeinflussen. Caspar Wolf hat vor etwa 250 Jahren gemalt und seine Sujets sind Zeitzeugen, wie die Berge einst ausgesehen haben. Was auch immer man denkt, die Berge habe sich sehr verändert in dieser Zeit! Dazu kommt, dass wir ein aktuelles Thema aufnehmen, welches die jungen Menschen stark beschäftigt. Damit wollen wir alles andere als beeinflussen, vielmehr geht es darum, ihre Gedanken zu diesem Thema abzuholen und es mit ihnen zu diskutieren.

Machen die Jugendlichen sich da wirklich Sorgen?
Ja, das Thema beschäftigt sie sehr, wie ich immer wieder feststelle.

Zwei von vier Angeboten beschäftigen sich mit Caspar Wolf. Warum liegt so viel Gewicht auf ihm?
Er ist eine bekannte Figur der Schweizer Kunst. Zum ersten Mal hat man durch seine Malerei vor 250 Jahren die Berge so gesehen, wie sie wirklich sind. Das war damals neu und innovativ. Dazu kommt er aus Muri – ich fände es schön, wenn viele Kinder aus der Region den Künstler auch kennen würden. Übrigens, von wegen «viel Gewicht»: Die beiden Workshops richten sich an ganz unterschiedliche Altersstufen. Wie Sie selbst sagen, gibt es noch andere Angebote.

Übrigens, muss es immer eine Schulklasse sein, die kommt? Oder könnte ich auch mit einer Gruppe Kinder kommen – natürlich nach Voranmeldung?
Grundsätzlich könnten Sie das. Bis anhin waren tatsächlich ausschliesslich Schulklassen angesprochen, doch wir entwickeln uns stetig weiter. Wichtig ist jedoch, dass die Betreuung geregelt ist; bei einer Schulklasse übernehmen die Lehrerinnen und Lehrer hier eine wichtige Funktion. Mit anderen Worten: Mindestens eine verantwortliche Person muss immer dabei sein. Sie könnten also nicht Ihre Kinder vorbeibringen und dann gemütlich einkaufen gehen… Im Ernst, wir sind sehr offen: Fragen kann man alles und wir erfüllen, was möglich und sinnvoll ist.