Magazin Notabene

Was verbinden Sie mit Muri und dem Festsaal?

Oliver Schnyder tritt in den besten Konzertsälen weltweit auf. Der Schweizer Pianist ist berühmt für sein poetisches Spiel, sensibel und technisch brillant zugleich.

Herbst 2025

  • Murikultur
  • Persönlich

Oliver Schnyder, im März treten Sie im Festsaal Muri auf. Was verbinden Sie mit diesem Ort und diesem Saal?
Muri ist für mich auf mehreren Ebenen mit schönen Erinnerungen verbunden – musikalisch und medizinisch. Als Erstklässler wurden mir hier die Mandeln entfernt, was ich als absolutes Highlight in Erinnerung habe. Damals lockte man Kinder noch mit Eis à discrétion – ich war begeistert. Im Festsaal habe ich immer sehr gerne gespielt – ob in Klavierabenden, mit dem Oliver Schnyder Trio oder als Solist mit Orchester. Besonders eindrücklich war ein Beethoven-Projekt zusammen mit den Trios Wanderer und Jean Paul: sämtliche Beethoven-Klaviertrios an zwei Abenden.

Das Thema im März ist «Trost», ein Begriff mit einer süssen und einer schweren Seite.
Trost ist eine Antwort auf Emotionen – auf Schmerz, Verlust, Einsamkeit. Trost ist etwas, das wir brauchen – und etwas, das wir geben können. Nichts vermittelt ihn unmittelbarer als die Musik.

Inwiefern hat sich Schubert als Komponist mit Trost auseinandergesetzt?
Schubert hat sich wohl nicht bewusst mit Trost befasst, war sich aber der tröstenden Wirkung seiner Musik zweifellos bewusst. Vielmehr setzte er sich mit dem Leben an sich auseinander – in all seiner Zartheit, Härte, Sehnsucht, Einsamkeit, Ausgelassenheit. In dieser Vielfalt und zerbrechlichen Schönheit rührt seine Musik an das, was uns in unserem Menschsein verbindet. Das ist Trost…

Was macht den Musiker Oliver Schnyder aus?
Musik ist für mich Kommunikation. Ich bemühe mich, die Essenz eines Werkes möglichst genau zu erfassen und weiterzugeben. Ob das gelingt, liegt nicht nur an mir, sondern auch an den Menschen, die zuhören. Was bei ihnen ankommt, kann ich nicht steuern. Deshalb kann ich auch nicht selbst beurteilen, was mich als Musiker «ausmacht».

Verraten Sie uns ihren Lieblingskomponisten oder ihr Lieblingswerk?
Ich halte es mit Artur Schnabel, der sinngemäss sagte: «Ich spiele nur Werke, die besser sind, als sie je gespielt werden können.» Es sind diese Werke, mit denen man gelegentlich an das Wesentliche herankommt. Und in jenen Momenten geben sich mir meine «Lieblingswerke» zu erkennen ...